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Vielmehr als Brot und Wein austeilen: Die Liturgie- und Gesangbuchkonferenz zeigt in ihrem neuen Buch «à table» und einem dazugehörigen Film, wie das Abendmahl neu gedacht und gefeiert werden kann. Thomas Muggli-Stokholm und Christine Oefele erzählen im Interview mehr über die Entstehung und Zukunft des Projekts.
Der Prozess «à table» startete 2019 und gipfelt nun in einem Buch mit vielen Ideen und Liedern. Die Liturgie und Gesangbuch Konferenz stellte im Bereich Abendmahl angesichts des «kümmerlichen Daseins» «Handlungsbedarf» fest, wie Sie im Vorwort des Buches schreiben. Die Konferenz will die Freude am Abendmahl wecken. Wie?
Thomas Muggli-Stokholm: Das sieht man gut im Aufbau des Buches. Im ersten Teil erhalten die Lesenden praktische Hinweise für gelingende Feiern, vom Vorbereiten des Tischs bis zu den Formen und Praktiken der Austeilung. Ob ein Abendmahl Freude bereitet oder nicht, hängt mindestens so sehr von der sorgfältigen Organisation und der festlichen Atmosphäre ab wie von der stimmigen Liturgie. Und letztere wiederum lebt nicht nur vom Wort, sondern auch und vor allem von der Musik. Deshalb folgen im zweiten Teil des Buches Hinweise zur musikalischen Gestaltung und eine Reihe von neuen, frischen Liedern, die nicht im Reformierten Gesangbuch zu finden sind. Im dritten Teil findet man dann zwölf Liturgien für verschiedene Altersgruppen und Feierformen.
Das Buch enthält ein Best-of der Liturgien der Schweiz. Könnte man das so sagen? Was haben die Teams der LGBK in ihrer Arbeit am Buch entdeckt?
Thomas Muggli-Stokholm (lacht): Dass wir die besten Liturgien der Schweiz entdeckt und zusammengestellt haben, ist stark übertrieben. Wir entdeckten vielmehr beim Ausarbeiten der Gestaltungshinweise, dass jedes Abendmahl aufgrund der jeweiligen Situation, der Feiernden, des Raums usw. einmalig ist. So gibt es keine idealen Liturgien, die überall automatisch funktionieren und Freude bereiten. Musik und Wort müssen der jeweiligen Situation angepasst werden. So verstehen wir die zwölf Liturgien nicht als in Stein gemeisselte Idealformen, sondern als Fundgrube für das eigene Schaffen. Deshalb stellen wir sie als bearbeitbare Worddateien von unserer Website zum Download zur Verfügung.
Es wurden auch Lieder für Gemeinden extra für das Buch geschrieben?
Thomas Muggli-Stokholm: Ja, das freut mich besonders. Es handelt sich um acht kurze Gesänge, mit denen die Feiernden an der Liturgie partizipieren. Sie decken das ganze Geschehen von der Hinführung bis zum Dankgebet ab. Theoretisch könnte die Gemeinde damit alle liturgischen Schritte singend mitvollziehen. Wir haben das in der «AG Musik und Lieder» mit Erfolg getestet.
Und welche Erfahrungen machte die AG, in der Sie auch Mitglied waren?
Thomas Muggli-Stokholm: Das Singen berührte uns und bezog uns mehr ein als die schönsten liturgischen Texte. Wenn die Gemeinde einen Teil gemeinsam vorträgt, können aber auch die Texte einen starken Effekt haben. In der Auswahl an Liturgien gibt es Beispiele dafür. Ich denke, die Verantwortlichen in den Gemeinden werden nur einzelne Gesänge verwenden, weil acht neue Lieder eine Überforderung wären. Es ist in jedem Fall wichtig, dass Lieder nicht einfach abgesungen, sondern sorgfältig eingeführt und angeleitet werden.
Zum Buch gibt es auch einen Film, in dem Katrin Kusmierz, Ralph Kunz und Benjamin Schliesser (unterstützt durch tolle historische und aktuelle Bilder) das Abendmahl erläutern. Wie kam es zur Idee zu diesem Film?
Christine Oefele: Die Idee entstand in der Arbeitsgruppe «Theologie» von «à table», die sich mit den theologischen Grundlagen des Abendmahls aus reformierter Sicht befasste. Wie können wir heute verständlich und einladend erklären, worum es beim Abendmahl geht? Uns war schnell klar, dass wir dafür ein Medium brauchen, das nicht nur die intellektuellen, sondern auch die sinnlichen und emotionalen Aspekte einer Mahlfeier vermitteln kann. So sind wir beim Film gelandet.
Welches Publikum wünschen Sie sich für den Film?
Christine Oefele: Wir hatten bei der Konzeption des Films hauptsächlich zwei Kontexte im Blick: Zum einen Ausbildungssituationen und zum anderen die Gemeindearbeit. So hoffen wir also, dass der Film Theologiestudierende, Menschen, die sich zur Diakonin, zum Katecheten oder zur Prädikantin (Laienpredigerin) ausbilden lassen, theologische Grundlagen des Abendmahls anschaulich vermittelt. Und wir denken, dass der Film auch für den Einsatz in der Konfirmandenarbeit und Erwachsenenbildung in den Kirchgemeinden geeignet ist.
Wie geht es mit dem Projekt «à table» nun weiter?
Christine Oefele: Wir erhoffen uns natürlich, dass Buch und Film in der Praxis ankommen und Verwendung finden. Und wir planen, Veranstaltungen zum Thema Abendmahl durchzuführen. Noch am Anfang steht die Idee einer grösseren Tagung. Schon jetzt sind wir bereit, auf Anfrage Workshops in Kirchgemeinden oder Regionen durchzuführen, die wir gerne in Zusammenarbeit mit Leuten vor Ort konzipieren. Es sind je nach Wunsch verschiedene Schwerpunkte denkbar, zum Beispiel eine Einführung in die neuen Lieder, Experimentieren mit Liturgien oder auch praktische Aspekte des gemeinsamen Mahls. Egal ob durch Buch, Film, Veranstaltungen oder auf anderen Wegen – wir freuen uns, wenn Menschen neu oder wieder auf den «Abendmahlsgeschmack» kommen!
Thomas Muggli-Stokholm war bis Ende 2024 Koordinator der LGBK und Projektleiter «à table». Christine Oefele ist seit Anfang 2025 Beauftragte für Liturgie und Musik der LGBK und war in verschiedenen Arbeitsgruppen von «à table» dabei.
Liturgie und Gesangbuchkonferenz
Die Liturgie- und Gesangbuchkonferenz der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz (LGBK) engagiert sich in der Förderung von Liturgie und Gemeindegesang. Sie lanciert Themen, erarbeitet Materialien, organisiert Veranstaltungen und vernetzt Fachleute aus den Kirchen und den Aus- und Weiterbildungsstätten. Die 21 Mitgliedkirchen bringen über die Abgeordnetenversammlung ihre Anliegen ein und finanzieren die Arbeit.
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