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In einer Welt, die zunehmend von Konflikten, Hunger, der Klimakrise und Ungleichheit geprägt ist, sind die Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit dringender denn je. Der Trend geht jedoch in die andere Richtung: Die USA und andere Geberländer kürzen ihre Beiträge – mit gravierenden Folgen für Menschen in Not, aber auch für Organisationen wie HEKS.
Die neue US-Regierung hat kurz nach Amtsantritt drastische Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit beschlossen. USAID, die US-Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit, wird aufgelöst, wenige verbleibende Aufgabenbereiche werden mit dem Aussenministerium zusammengelegt. Dieser Entscheid hat weitreichende Folgen. Er hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf die direkte humanitäre Hilfe in Krisengebieten, sondern auch auf das gesamte multilaterale System der internationalen Zusammenarbeit. Zahlreiche UNO-Agenturen wurden bisher zu grossen Teilen von den USA finanziert. Nach aktuellem Stand fallen rund 65 Milliarden US-Dollar weg – mit potenziellen Auswirkungen auf mehr als 120 Millionen Menschen in über 100 Ländern weltweit. Zusätzlich zum dramatischen Finanzierungsstopp in den USA sinken auch in Europa die Beiträge für die Entwicklungszusammenarbeit. Zahlreiche Länder nutzen ihre Mittel verstärkt zur Deckung inländischer Migrationskosten, für militärische Zwecke oder um aussen- und geopolitische Interessen durchzusetzen. Die Schweiz bildet keine Ausnahme. Für den Zeitraum 2025 bis 2028 ist die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) mit erheblichen Budgetkürzungen konfrontiert. Diese sind für Organisationen wie HEKS besonders spürbar – einerseits durch die Reduktion der Rahmenkredite für Schweizer NGO, die eine wichtige Säule der internationalen Arbeit sind, andererseits durch die Einstellung bestimmter bilateraler Entwicklungsprogramme.
Weshalb finanzieren Staaten Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe? Weshalb sind Beiträge des globalen Nordens an den globalen Süden so wichtig? Fragen, die seit dem USAID-Entscheid oft zu hören sind. Die sogenannte «Official Development Assistance» (ODA) – also öffentliche Mittel von Staaten oder staatlichen Institutionen – dient in erster Linie dazu, die wirtschaftliche und die soziale Entwicklung in Ländern des globalen Südens zu fördern und die Armut zu bekämpfen. Dabei geht es nicht nur um humanitäre Anliegen. Der globale Norden erhofft sich durch Investitionen in eine friedlichere und stabilere Welt auch Krisenprävention und damit die Eindämmung der Migration. Bereits 1970 verpflichteten sich die Industrieländer in einer UNO-Resolution, jährlich 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden. In der Schweiz ist die Finanzierung der internationalen Zusammenarbeit in der Bundesverfassung und im Bundesgesetz über die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe verankert. 2015 hat die UNO das 0,7-Prozent-Ziel mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bekräftigt. Die Realität ist allerdings eine andere: Nur wenige Länder erreichen oder überschreiten diese Vorgabe. Die Schweiz lag im Jahr 2023 – also noch vor den geplanten Kürzungen – laut DEZA bei lediglich 0,38 Prozent.
HEKS ist in über 30 Ländern mit Entwicklungszusammenarbeit und/oder humanitärer Hilfe aktiv. Um diese Arbeit zu ermöglichen, verfolgt HEKS eine breit diversifizierte Finanzierungsstrategie. Diese umfasst Gelder von Privatspender:innen, Stiftungen und Kirchen ebenso wie Mittel von institutionellen Geldgeber:innen – darunter der DEZA, der Europäischen Union und bisher auch USAID. Öffentliche Mittel haben für HEKS jüngst an Bedeutung gewonnen. Sie ermöglichen insbesondere im Bereich der humanitären Hilfe die Umsetzung von grösseren Projekten – und damit die Unterstützung von deutlich mehr Menschen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Der Anteil der USAID-Gelder am HEKS-Gesamtbudget ist in den letzten Jahren gestiegen. So finanzierte USAID 2024 humanitäre Hilfe von HEKS im Wert von 9,3 Millionen Franken, was etwas mehr als 6 Prozent der Gesamtausgaben entspricht.
Die USAID-Kürzungen betreffen HEKS im Bereich der humanitären Hilfe in besonders krisengeplagten und schwer zugänglichen Regionen – mit Konsequenzen für rund 900 000 Menschen. In der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und in der Ukraine wurden gemeinsam mit USAID dringend benötigte lebensrettende Massnahmen wie beispielsweise die Sicherung des Zugangs zu Trinkwasser umgesetzt. In allen drei Ländern musste HEKS Anfang Februar 2025 die Aktivitäten einstellen. Stand Ende April 2025: Das Projekt in Äthiopien wurde durch USAID definitiv beendet, ein Teil der Projektziele konnte dank privater Spender:innen trotzdem erreicht werden. Für die Demokratische Republik Kongo und die Ukraine waren die Gelder bis Mitte April 2025 eingefroren. Mittlerweile ist ein Teil der ausstehenden Gelder für 2024 eingetroffen. Wie es mit den zugesagten Geldern für 2025 weitergeht, ist offen. Die Projekte werden aber, auch dank privater Spender:innen, teilweise wieder aufgenommen.
Weiter sind auch HEKS-Partnerschaften mit verschiedenen UNO-Organisationen betroffen, wie zum Beispiel dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten oder der Internationalen Organisation für Migration. HEKS erhielt Gelder von diesen Institutionen, die ihrerseits von USAID finanziert wurden. Die Reduktion der Mittel zwingt diese Institutionen dazu, Verträge mit Umsetzungspartnern wie HEKS einzustellen. Zudem sorgt die ungewisse, sich ständig verändernde Situation rund um die USAID-Gelder bei HEKS für grosse Unsicherheit, insbesondere bei den Mitarbeitenden in den betroffenen Ländern. Der administrative Aufwand ist hoch, ebenso die Kosten für die ständigen Anpassungen an die aktuellen Gegebenheiten.
HEKS ist in über 30 Ländern in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv und/oder leistet humanitäre Hilfe.
Fazit: Die globalen humanitären Bedürfnisse steigen seit Jahren kontinuierlich. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft von Staaten und staatlichen Institutionen, ihrer finanziellen Verantwortung nachzukommen. Vor diesem Hintergrund gewinnen Spenden von Privatpersonen, Kirchgemeinden und Kantonalkirchen zunehmend an Bedeutung: Sie sind ein unverzichtbarer Pfeiler der Arbeit von Organisationen wie HEKS. Privatspenden haben zudem häufig einen Multiplizierungseffekt: In vielen Fällen verlangen institutionelle Geldgeber:innen den Einsatz von Eigenmitteln der umsetzenden Organisation. Privatspenden wirken dann als Hebel: Sie ermöglichen es, zusätzliche öffentliche Gelder zu erschliessen, grössere Projekte umzusetzen und mehr Menschen in Not zu erreichen. Besonders wertvoll sind deshalb auch flexible, nicht zweckgebundene Spenden. Sie erlauben es HEKS, die Mittel dort einzusetzen, wo der Bedarf am grössten ist – etwa bei unterfinanzierten Projekten oder in akuten Notlagen. Gleichzeitig entfalten genau diese Spenden den grössten Multiplizierungseffekt.
Text: Marisa Althaus
Foto: unsplash, teresa mirabella (@scanmir)
Dieser Text erschien erstmals im HEKS-Magazin Handeln 2/25
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