Am 7. Oktober 2023 wurde die Welt Zeugin eines beispiellosen Gewaltausbruchs. Die terroristischen Angriffe der Hamas, die unzählige israelische Opfer forderten, erschütterten uns zutiefst. Auch zwei Jahre später bleibt das Leid himmelschreiend – das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza, das Leid der Geiseln und ihrer Familien, das Leiden in einem festgefahrenen Konflikt, dessen Lösung seit Jahrzehnten auf sich warten lässt.

Im Juni dieses Jahres hat die Sommersynode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) eine dringliche Resolution verabschiedet. Sie war eine unmittelbare Reaktion auf die eskalierende Gewalt, auf die Hoffnungslosigkeit in der Region – aber auch auf die Erschütterung, die wir hier in der Schweiz erleben: Die Angst jüdischer Menschen, sich im öffentlichen Raum zu zeigen. Die Verunsicherung muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Gefahr, dass der ferne Konflikt Familien, Freundschaften und Gemeinden bei uns spaltet.

Die Resolution ist aktueller denn je. Sie spricht sich aus für einen gerechten Frieden, für das Existenzrecht Israels wie auch für eine Perspektive auf einen eigenständigen palästinensischen Staat. Sie fordert den Schutz der Zivilbevölkerung, den Zugang humanitärer Hilfe, das Völkerrecht als Richtschnur allen Handelns – und die klare Ablehnung von Terror, Antisemitismus und jeglicher Form von Rassismus.

Trotz internationaler Bemühungen, einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen, bleibt die Lage im Nahen Osten angespannt. Die humanitäre Katastrophe in Gaza dauert an, Hunderttausende sind auf der Flucht, die Versorgungslage ist dramatisch. Zugleich leben Menschen in Israel weiterhin in Angst vor neuen Angriffen. Die Friedensverhandlungen, die in Kairo geführt werden, wecken Hoffnung – und doch ist ungewiss, ob sie Bestand haben werden.

Gerade in dieser Ungewissheit sind wir als Christinnen und Christen gefordert, nicht zu verstummen. Wir halten fest am Vertrauen, dass Frieden möglich ist – nicht durch Waffen, sondern durch Gerechtigkeit, Dialog und das Bewusstsein gemeinsamer Menschlichkeit.

Gebet für Frieden und Hoffnung

Gott des Lebens,
wir rufen zu dir in einer Zeit, die von Schmerz und Ohnmacht gezeichnet ist.
Wir denken an die Geiseln, an ihre Familien,
an die Hungernden, Verletzten,

an all jene, die trauern, fürchten, verzweifeln,

an die Menschen, die sie verloren haben –
in Israel, in Gaza, in Palästina und in unserer Mitte.

Du Gott des Friedens,
wir bitten dich:
Lass nicht zu, dass der Hass das letzte Wort hat.
Stärke alle, die an der Hoffnung festhalten – trotz allem.
Schenke Weisheit denen, die Verantwortung tragen.
Und gib uns den Mut, dort, wo wir leben, für den Frieden zu arbeiten,
mit dem, was wir haben, und dem, was wir glauben.

Amen.