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Hannah Bethke, Journalistin und Pfarrerstochter, legt mit „Vom Glauben abgefallen“ ein Buch vor, das Aufmerksamkeit sucht – und verdient. Ihre zentrale These: Die evangelische Kirche hat sich dem Zeitgeist zu sehr angepasst und dabei ihre religiöse Substanz verloren. Ihr Ruf: weniger Politik, mehr Transzendenz; weniger Aktionismus, mehr Glaube. Scharfsichtig – und doch schmerzhaft verengt. Eine notwendige Provokation mit blinden Flecken.
Bethke trifft einen wunden Punkt. In einer Gesellschaft, die zunehmend religiös sprachlos wird, braucht es eine Kirche, die spirituell vernehmbar bleibt. Ihre Kritik an der Banalisierung der religiösen Sprache, ihre Mahnung, den transzendenten Gehalt des Glaubens nicht aus den Augen zu verlieren – das ist berechtigt. Auch der Rückgriff auf Charles Taylor ist stark: Moral braucht eine Quelle – und diese Quelle kann Religion sein.
Und doch: Das Buch lässt mich ratlos zurück. Nicht wegen der Fragen, die es stellt – sondern wegen der Antworten, die es gibt. Bethkes Abrechnung mit „der Kirche“ bleibt oft pauschal. Ihre Polemik gegen Predigten, kirchliches Engagement oder theologische Strömungen wie die politische Theologie wird der Realität einer pluralen Kirchenlandschaft nicht gerecht.
„Wer meint, der Einsatz für Geflüchtete oder für den Klimaschutz sei Ausdruck des Abfalls vom Glauben, verkennt die Botschaft Jesu.“
Besonders irritierend ist die Abwertung gesellschaftlichen Engagements als Zeichen geistlicher Verwässerung. Wer meint, der Einsatz für Geflüchtete oder für den Klimaschutz sei Ausdruck des Abfalls vom Glauben, verkennt die Botschaft Jesu: Glaube und Gerechtigkeit gehören untrennbar zusammen.
Bethkes Buch bleibt in vielem vage, wo es konkret sein sollte. Was meint sie mit „Glauben“? Wie versteht sie „Kirche“? Ihr Bezug auf Karl Barth wirkt eher dekorativ als fundiert, ihre Kritik an Dorothee Sölle historisch und theologisch unterkomplex. Bethke fordert Transzendenz – aber sie bleibt selbst seltsam ungreifbar in dem, was sie darunter versteht.
Trotz aller Einwände: Dieses Buch ist ein Weckruf. Es erinnert uns daran, dass Kirche mehr ist als Struktur und Sozialform. Sie ist ein Ort, an dem Menschen Gott begegnen können. Und dieser Ort braucht religiöse Sprache, braucht geistliche Tiefe – keine Beliebigkeit.
Bethkes Buch ist kein theologisches Werk. Aber es ist ein kulturkritisches Signal. Es will nicht versöhnen, sondern reiben. Und gerade darum lohnt es sich, es zu lesen. Nicht, um es zu übernehmen – sondern um daran die eigene Haltung zu schärfen.
Ein herausforderndes Buch. Vieles klug beobachtet, manches unnötig zugespitzt, theologisch oft zu kurz. Aber ein guter Anlass, um neu zu fragen: Was ist Kirche? Was kann sie? Und wofür steht sie?
Ich möchte den Blog, und alle weiteren Blogs, welche Dr. Stephan Jütte produziert, auf der Homepage unserer ref. Kirche Lenk, verlinken unter „AKTUELL“. Benötige ich dazu Ihre rechtliche Zustimmung? Danke für Ihre Nachricht an Pfarrerin Theresa Rieder
Liebe Frau Rieder
Danke für die freundliche Nachfrage! Sie dürfen die Blogs gerne verlinken, das ist kein Problem und freut uns sehr.
Herzliche Grüsse