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Seit über 85 Jahren setzt der Tag der Kranken jährlich am ersten Märzsonntag gemeinsam mit dem Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin und tausenden Freiwilligen ein Zeichen für die kranken und beeinträchtigten Menschen in der Schweiz. Denn gemäss Bundesamt für Statistik sind derzeit rund 2,3 Millionen Menschen aller Altersstufen in der Schweiz von einer chronischen Krankheit betroffen. Das Motto am 2. März 2025 lautet «Hilfe zur Selbsthilfe». Wir wollen Betroffene, aber auch Angehörige ermutigen, den Austausch zu suchen und entsprechende Angebote – sei es im Einzelsetting, in der Gruppe oder online – in Anspruch zu nehmen.
Krankheit und Verletzlichkeit gehören zu unserem Menschsein. Hilfe bedeutet nicht nur Beistand, sondern auch die Stärkung zur Eigenständigkeit. Unter dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» lädt die EKS am Tag der Kranken 2025 dazu ein, über Wege nachzudenken, wie Menschen in schwierigen Lebenslagen begleitet und zugleich ermutigt werden können, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Sich Wissen aneignen und Probleme in die eigenen Hände nehmen: Dies ist der Kern der Hilfe zur Selbsthilfe. Verbunden mit dem Wunsch, die eigene Situation zu verbessern, werden Betroffene und Angehörige aktiv. Sie bringen sich Methoden bei oder nehmen Angebote in Anspruch, um sich selbst zu helfen und werden aufgrund von Erfahrungen kompetente Expertinnen und Experten, die selbstbestimmt ihren Weg gehen. Aber Hilfe zur Selbsthilfe kann noch weit mehr. Wer sich Wissen über Gesundheit und Krankheit zu eigen macht, kann im Notfall oder bei anspruchsvollen gesundheitlichen Situationen richtig handeln, was Leben retten wie auch körperliche und psychische Leiden lindern kann – sei es bei kranken, beeinträchtigten oder betagten Menschen.
Die meisten von uns kennen das Gefühl: Wir stehen vor einer Herausforderung, einer Krise oder einem gesundheitlichen Tiefpunkt – und fühlen uns überfordert. Gerade in Momenten von Krankheit oder psychischer Belastung scheint es oft, als wären wir Spielball der Umstände. Doch dann gibt es diese Augenblicke, in denen jemand eine helfende Hand reicht, eine Ermutigung ausspricht oder einen neuen Blickwinkel eröffnet. Und plötzlich geschieht etwas Entscheidendes: Wir entdecken Ressourcen in uns selbst, die wir zuvor nicht gesehen haben. Hilfe zur Selbsthilfe beginnt genau hier: Dort, wo Menschen ermutigt werden, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – in ihrem eigenen Tempo, mit den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.
«Hilf dir selbst, so hilft dir Gott» – ein Sprichwort, das sich hartnäckig hält, aber in der Bibel gar nicht zu finden ist. Und doch steckt in der Redewendung eine Wahrheit, die unser Handeln prägt: Wer sich auf den Weg macht, kann erleben, dass er oder sie nicht allein geht. Die Geschichte des Gelähmten am Teich Betesda zeigt es eindrücklich: Jesus heilt ihn nicht einfach, sondern fordert ihn auf, selbst aktiv zu werden. «Steh auf, nimm deine Bahre und geh!» (Joh 5,8). Die Heilung ist ein Geschenk göttlicher Gnade – und zugleich ein Aufruf, selbst tätig zu werden.
Dennoch ist «Hilfe zur Selbsthilfe» kein Appell zum blinden Leistungsdenken, das Menschen im Stich lässt, die nicht mehr weiterwissen. Es geht um Stärkung, nicht um Druck. Um Begleitung, nicht um Bevormundung. Denn es gibt Momente im Leben, in denen niemand sich allein helfen kann – und dann braucht es Gemeinschaft, Nächstenliebe und Solidarität.
Das Motto des Tags der Kranken 2025 ermutigt uns dazu, den Balanceakt zwischen Eigenverantwortung und Unterstützung immer wieder neu auszutarieren. Denn «Hilfe zur Selbsthilfe» bedeutet nicht, dass Menschen sich alles selbst beibringen müssen. Vielmehr ist es eine Einladung, auf Wissen und Erfahrung anderer zurückzugreifen:
Wer sich Wissen aneignet, kann in kritischen Situationen besser reagieren. Seien es Erste-Hilfe-Kurse, psychologische Selbsthilfegruppen oder spirituelle Begleitung – wer sich vorbereitet, kann nicht nur sich selbst, sondern auch anderen helfen.
Wer Hilfe annimmt, wird selbst zur Quelle der Ermutigung für andere. Viele Menschen, die eine Krise gemeistert haben, engagieren sich später in Peer-Projekten oder als Seelsorgende – weil sie erlebt haben, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben.
Wer sein Leben in die Hand nimmt, entdeckt neue Möglichkeiten. Der Weg ist selten gerade, doch die ersten Schritte führen oft zu ungeahnten Chancen.
In der Kirche gibt es viele Orte, an denen «Hilfe zur Selbsthilfe» bereits heute gelebt wird:
Gerade als Kirche können wir einen Unterschied machen, indem wir nicht nur helfen, sondern auch Räume schaffen, in denen Menschen sich selbst helfen können. Hilfe ist nicht nur ein kurzfristiges Geben, sondern ein langfristiges Stärken.
Die eigene Not erkennen und benennen: Wer Hilfe sucht, braucht oft zuerst den Mut, sich zu öffnen. In der Seelsorge beginnt Heilung oft mit einem ehrlichen Gespräch.
Im Vertrauen erste Schritte gehen: Nicht jede Hilfe ist sofort sichtbar – manchmal braucht es Geduld, um Veränderungen wahrzunehmen. Glauben bedeutet, ins Ungewisse zu gehen – mit Hoffnung als Wegbegleiter.
Dankbarkeit als innere Haltung entwickeln: Wer Heilung erfährt, sei es körperlich oder seelisch, kann anderen von diesem Weg erzählen. Dankbarkeit macht Mut – und hilft, den Blick auf das Wesentliche zu richten.
Am Tag der Kranken 2025 erinnern wir uns daran, dass Krankheit und Verletzlichkeit Teil des Lebens sind. Doch ebenso gehören Vertrauen, Hoffnung und die Kraft zur Selbsthilfe dazu. Lasst uns gemeinsam Menschen ermutigen, ihre eigene Stärke zu entdecken – und ihnen zeigen, dass sie auf diesem Weg nicht allein sind.
Weitere Informationen zu Veranstaltungen und Angeboten finden Sie unter: www.tagderkranken.ch
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