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Dieser Tage setzt die Fédération Protestante de France (FPF) einen wichtigen Impuls, indem sie ihre Partnerschaft mit France Victimes offiziell macht und ein engagiertes Buch mit dem Titel «Comprendre et lutter contre les violences en protestantisme» veröffentlicht.
Am 6. März 2025 kamen in Paris Persönlichkeiten aus der protestantischen Welt und aus dem Bereich der Opferbetreuung zusammen, um gemeinsam über die Problematik der Gewalt, insbesondere der sexuellen Gewalt, im Protestantismus nachzudenken. Die Partnerschaft der FPF mit France Victimes hat dabei schon erste konkreten Massnahmen hervorgebracht. Der Einrichtung einer Hotline speziell für Betroffene aus protestantischen Gemeinschaften.
An diesem Abend kamen die Autorinnen und Autoren des Buches «Comprendre et lutter contre les violences en protestantisme» zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Rund fünfzehn Personen mit unterschiedlichen Profilen wirkten an der Entstehung des Werkes mit: Theologen, Psychologen, Sexualwissenschaftler, Geistliche und Spezialisten für die Opferbetreuung. Durch Erfahrungsberichte und aufschlussreiche Analysen soll das Buch ein für alle zugängliches Instrument zur Reflexion und Sensibilisierung sein.
Besonders erhellend waren die Erkenntnisse des Diskussionsteilnehmers und Autors Frédéric Rognon, der ein Paradoxon in Bezug auf Gewalt im Protestantismus aufgezeigte. Einerseits sind die protestantischen Kirchen im Vergleich zu anderen Institutionen ähnlicher Grösse ein Nährboden für Gewalt. Andererseits verfügen sie auch über Ressourcen, um Missbrauch und die gesellschaftliche Kultur von Gewalt und Vergewaltigung zu bekämpfen. Er identifiziert drei grosse Herausforderungen:
1) Die Instrumentalisierung biblischer Texte
Bestimmte Passagen können missbraucht werden, um Geschlechterrollen zu zementieren und Herrschaftsverhältnisse zu rechtfertigen. Dennoch regen eine aufmerksame Lektüre der biblischen Texte und das Gebet auch zur Selbstreflexion an. Sie bringen Menschen dazu, sich selbst aber auch die Gruppe zu hinterfragen. Der Opferstatus ist in der jüdisch-christlichen Tradition sehr präsent: Erzählungen, wie die von Jesus oder Josef, veranschaulichen wie wichtig es ist, die Sichtweise der Betroffenen zu berücksichtigen und in den Mittelpunkt zu stellen. Dieser Ansatz sollte die Kirche ermutigen, den Betroffenen zuzuhören und der Tabuisierung entgegen zu wirken.
2) Die bedingungslose Aufnahme in Kirchgemeinden
Wenn Offenheit und Gastfreundschaft wesentliche Werte des Lebens in Gemeinschaft sind, können sie auch zu einer Falle werden, wenn es an Unterscheidungsvermögen mangelt. Aufgrund unzureichender Ressourcen nehmen einige Kirchen jede Person, die ihr beitreten möchte ohne Vorsicht auf. So werden Kirchen zu attraktiven Orten für alle Arten von Menschen mit pathologischem Profil.
3) Der Effekt des Schutzes der Gemeinschaft
Die Kirche als Minderheiteninstitution neigt dazu, sich in sich selbst zurückzuziehen. Wie in einer Familie verhindert dieses Sich-Abschotten die Anerkennung und Aufdeckung von Gewalt. «Die Kirche kann auch ein Schutzwall gegen Gewalt sein, wenn sie ein Ort sicherer Beziehungen in gegenseitiger Anerkennung ist», erinnerte Frédéric Rognon jedoch. Aber um diese Rolle voll und ganz zu erfüllen, muss die Kirche aufhören, sich nur auf die Pfarrperson zu konzentrieren. Seiner Meinung nach ist eine gesunde Kirche vor allem «eine Gruppe, in der sich die Beziehungen nicht auf die Beziehung zur Pfarrerin oder dem Pfarrer beschränken, sondern im Gegenteil: Die Pfarrperson hat die Aufgabe, die Menschen miteinander in Verbindung zu bringen».
Ein Werk, das hilft Gewalt zu verstehen und zu bekämpfen
Das Buch «Comprendre et lutter contre les violences en protestantisme» lädt mit Beiträgen von Frédéric Rognon und anderen Fachpersonen dazu ein, das «Unaussprechliche» in unseren Kirchen nicht länger zu verschweigen. Während auch in der Schweiz und in Deutschland das Bewusstsein und die Initiativen zunehmen, insbesondere nach der Veröffentlichung der EKD-Studie, ermöglicht es dieses Buch, die Besonderheiten des Protestantismus zu beleuchten, die den Missbrauch begünstigen können, aber es bleibt nicht dabei stehen. Es gibt Denkanstösse zu bereits vorhandenen Ressourcen, schlägt Handlungsmöglichkeiten vor und ruft zu einem kollektiven Bewusstsein auf. Auch wenn noch konkretere Instrumente entwickelt werden müssen, um Kirchenverantwortliche und Kirchenmitglieder zu unterstützen, öffnet dieses Buch einen Weg aus der Ohnmacht. Es ermöglicht es, Gewalt im Protestantismus zu verhindern, indem sie benannt, verstanden und bekämpft wird.
Bild: Christian Krieger, Präsident der Fédération protestante de France, und Maryse Le Men Régnier, Präsidentin der Fédération France victimes.
Dieser Text wurde maschinell übersetzt und danach redigiert.
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