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Die Behauptung, dass Religion und Kunst, Theologie und Poesie irgendwie verwandt sind, gehört zum festen Grundbestand der theologischen Denkrichtungen, die sich der Kultur öffnen und den Heiligen Geist in der Kultur und ihren Schöpfungen suchen. Man beruft sich dabei gerne auf Schleiermacher. In jeder einschlägigen Theologiegeschichtsvorlesung des 19. Jahrhunderts steht er Pate für den empfindsamen Genius, der die Idee des Göttlichen als religiöse Virtuose ausdrücken kann. Nicht immer sind aber diejenigen, die dies behaupten, selbst anschauliche Beispiele solcher Virtuosität. Manchmal erscheinen sie wie Gefangene eines idealistischen Sprachspiels, dem selbst jede Poesie fehlt. Christian Lehnert gelingt in seinen vier Wiener Vorlesungen dagegen nicht nur die Demonstration, dass – wie der Klappentext verspricht – “Theologie immer auch Poesie” sei, sondern darüber hinaus, dass beide an der Grenze des Sagbaren verbunden sind in einer Wirklichkeit, die sie schöpferisch werden lässt: Gott selbst gibt sich in die Dichtung, öffnet das Gedicht gegen jeden Abschluss, als Gefangener der Religion.
Lehnert hat im Sommersemester 2022 als Gast bei der Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion vier Vorlesungen gehalten. Diese Vorlesungen werden durch ein ausführliches Vorwort von Jan-Heiner Tück, dem Dogmatikprofessor von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien und Herausgeber der “Poetikdozentur Literatur und Religion” in der dieses Büchlein steht, eingeleitet. Tück versucht dabei Lehnerts Unterfangen in einen gut 1500-jährigen Kontext von Mystik und Sprachphilosophie einzubetten.
In der ersten Vorlesung, die unter dem bescheidenen Titel “Erste Gedanken eines Dichters zu einer religiösen Sprachlehre” steht, denkt Lehnert darüber nach, wie Gott und die Erfahrung Gottes, die das Sprachliche sprengt, in der Sprache eingeholt werden kann. Numina und Engel, die “Partisanen der himmlischen Welt”, stehen dabei Pate für die Möglichkeit, das Unfassbare sprachlich werden zu lassen. Während die Numina die “Wittgensteinische Unmöglichkeit, von dem zu sprechen, wovon man nicht sprechen kann” markieren, sind die Gedichte die sprachliche Form der offenen Suchbewegung, die von ihrem Gegenstand her, der nicht zu fassen ist, in Gang gehalten werden: “Sie (Gedichte) sind Spuren eines anfänglichen Vermissens, einer Sehnsucht. Wonach? Das kann das Gedicht nur durch sich selbst finden.” (25)
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