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Für das Leben, gegen die Logik der Gewalt

22.05.2025

Stellungnahme der EKS zur Lage in Gaza: Für das Leben, gegen die Logik der Gewalt

«Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heissen.»  (Matthäus 5,9)

Der Rat der Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) beobachtet mit grosser Sorge die anhaltende humanitäre Katastrophe im Gazastreifen und die eskalierende Gewalt im Nahen Osten. Der Krieg,nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023, hat inzwischen zu einer humanitären Lage geführt, die nicht anders als katastrophal bezeichnet werden kann. Täglich sterben Menschen – auf beiden Seiten der Grenze, aber in dramatisch unterschiedlichem Ausmass.

Kein Entweder-oder, sondern ein eindeutiges Für das Leben

Als Kirche treten wir jenseits von geostrategischen Fragen auf – aber wir nehmen Partei für das Leben. Und gegen die Logik der Gewalt. Die Unantastbarkeit menschlichen Lebens ist der Kern unseres Glaubens. Sie ist kein einseitiges Bekenntnis, sondern gilt universell. Wer das Leben achtet, tut es immer. Oder gar nicht.

Wir trauern um alle Opfer:

  • um die israelischen Geiseln und Getöteten vom 7. Oktober,
  • um die palästinensischen Zivilistinnen und Zivilisten, die seither in unvorstellbarem Ausmass ihr Leben verloren haben,
  • um alle, die gefangen sind zwischen ideologischer Verblendung, militärischer Eskalation und internationalem Versagen.

Die Hamas ist nicht Gaza. Und Netanjahu ist nicht Israel. Aber Menschen sterben.

Die Pflicht, das Wort zu ergreifen

Wir nehmen Stellung gegen Strukturen und Handlungen, die das Leben missachten.

Die gezielte Einschränkung humanitärer Hilfe, die kollektive Bestrafung ganzer Bevölkerungen, das strategische Spiel mit Hunger, Flucht und Angst: All das widerspricht jedem verantwortungsvollen Handeln.

Gleichzeitig bleibt der Terror der Hamas ein massiver Angriff auf das Existenzrecht Israels.

Was wir fordern

  • Wir fordern einen sofortigen, umfassenden humanitären Zugang für die Zivilbevölkerung in Gaza.
  • Wir fordern eine klare Absage an jegliche Form kollektiver Bestrafung.
  • Wir erinnern an die Gültigkeit und Verbindlichkeit des humanitären Völkerrechts – insbesondere der Vierten Genfer Konvention zum Schutz von Zivilpersonen in Kriegsgebieten. Der Schutz der Zivilbevölkerung ist kein politischer Appell, sondern eine rechtliche Verpflichtung. Verstösse gegen diese Prinzipien sind auch als solche zu benennen. Das fordern wir von der Schweizer Regierung.
  • Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, ihrer Schutzverantwortung nachzukommen – jenseits geopolitischer Interessen.
  • Wir beten für eine Lösung, die nicht auf dem Sieg einer Seite, sondern auf Gerechtigkeit und Sicherheit für beide Völker beruht.

Was wir als Kirche tun

  • Wir bemühen uns gemeinsam mit unseren religiösen Partnern in der Schweiz, dass dieser Krieg nicht zu Zwietracht und Hass unter uns führt.
  • Wir ermutigen zu informierter und dokumentierter öffentlicher Meinungsäusserung. In unseren Gemeinden, im Unterricht, in der Diakonie.
  • Wir arbeiten mit, wo Friedensperspektiven wachsen können – auch durch Unterstützung kirchlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure im Nahen Osten.

Menschlichkeit kennt keine Seite

Wir glauben: Wer um das Leben weint, braucht keine Loyalitätserklärungen. Sondern Mitgefühl. Und Mut zur Wahrheit.

Als Christinnen und Christen glauben wir an die Kraft der Versöhnung; dass Versöhnung mit der Wahrheit beginnt. Und dass die Wahrheit beginnt mit dem Hinschauen.

Im Namen des Rates der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS)