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Der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz bringt seine tiefe Trauer über das unermessliche menschliche Leid zum Ausdruck, das der anhaltende Krieg im Nahen Osten verursacht. Jedes Menschenleben ist kostbar. Wir trauern um alle zivilen Opfer – in Israel, in Gaza und in der gesamten Region. Unsere Gedanken und Gebete gelten den Hinterbliebenen, den Verletzten, den Traumatisierten, den Entführten und allen, die unter Gewalt, Terror, Angst und Zerstörung leiden.
Trotz aller Rückschläge hält die EKS an der Hoffnung auf Frieden fest. Sie widerspricht der Auffassung, dass Friedenswille naiv sei. Die Geschichte zeigt: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Reale Sicherheit entsteht nicht durch Unterwerfung, sondern durch gegenseitige Anerkennung, durch Gerechtigkeit und durch die Achtung grundlegender Menschenrechte. Der Einsatz von Terror, militärischer Übermacht oder gezielter Entmenschlichung führt zu einem Kreislauf der Zerstörung, den es zu durchbrechen gilt – mit Geduld, Gerechtigkeit und Dialog. In Anlehnung an die Goldene Regel – wie du willst, dass dir die Menschen tun, so tue ihnen ebenso – bekräftigen wir: Der Friede beginnt mit der Bereitschaft, den anderen als gleichwertiges Gegenüber zu sehen.
Mit grosser Sorge beobachten wir, dass in vielen gesellschaftlichen Kontexten auch das kritische Denken unter Druck gerät. Wer versucht, die komplexen Hintergründe und Entwicklungen im Nahostkonflikt differenziert zu beleuchten, sieht sich nicht selten pauschalen Vorwürfen ausgesetzt – des Antisemitismus, des antimuslimischen Rassismus oder der politischen Naivität. Eine solche Dynamik bedroht die demokratische Streitkultur und schwächt die friedensethische Verantwortung. Die Kirche steht in der Tradition des prophetischen Worts und ist dem biblischen Auftrag zur Wahrhaftigkeit verpflichtet. Sie muss Räume für offene, kritische und respektvolle Auseinandersetzung ermöglichen – gerade in konflikthaften Zeiten.
Die EKS ruft dazu auf, die Vielfalt religiöser und kultureller Zugehörigkeiten auch in der Schweiz zu achten und gegen jede Form kollektiver Schuldzuweisung entschieden einzutreten. Politische Konflikte dürfen nicht zur Stigmatisierung von Religionsgemeinschaften oder ethnischen Gruppen führen. Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und alle Formen von Hasspropaganda widersprechen unserem Glauben und den Grundwerten einer offenen, menschenfreundlichen Gesellschaft. Wir stehen solidarisch an der Seite religiöser, jüdischer, muslimischer, christlicher und säkularer Menschen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und ein respektvolles Miteinander einsetzen – hier in der Schweiz und weltweit.
Unser besonderer Dank gilt all jenen, die inmitten von Not, Hass und Hoffnungslosigkeit konkrete Hilfe leisten: den Mitarbeitenden humanitärer Organisationen, den Friedensdiensten, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, den Vermittlerinnen und Mediatoren im interreligiösen Dialog. Ihre Arbeit ist ein lebendiges Zeichen dafür, dass Menschlichkeit auch im Lärm der Waffen nicht verstummt.
Der Rat EKS ruft auf zum Gebet: Dass die Spirale von Gewalt und Gegengewalt aufhören möge, dass es gelingt, humanitäre Zugänge zu sichern, Geiseln freigelassen und die Menschenrechte und Menschenwürde aller Beteiligten geachtet werden. Ebenso fordert er ernsthafte Schritte hin zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden – getragen von internationaler Verantwortung, rechtlicher Verbindlichkeit und gelebter Mitmenschlichkeit.
Im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bleiben wir als Kirche dem Frieden verpflichtet – wider alle Hoffnungslosigkeit.